Wie baut man sicher ein Gerüst auf und wieder ab? Dazu gibt es seit 2019 neue Vorschriften, an die sich jede Gerüstbaufirma halten muss. Konkret: Überall dort, wo es technisch möglich ist, muss bereits von unten ein Seitengitter für die nächste Gerüstlage montiert werden – und zwar auf ganzer Länge. Nur wenn dies aufgrund der örtlichen Gegebenheiten gar nicht möglich ist, dürfen Gerüstbauer noch allein mit Gurt gesichert in der obersten Lage arbeiten.
Der Gerüstnutzer bekommt ein Gerüst übergeben, an dem alle Sicherheitsvorschriften erfüllt sind: Die Bodenplatten liegen, an der Seite gibt es Geländer, eventuell sogar ein Auffangnetz. Die Handwerker, die an einer Fassade arbeiten müssen, können sich darauf verlassen, dass alles am Platz ist, wenn sie das erste Mal in die Höhe steigen. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies bei den Gerüstbauern nicht so ist: Sie müssen diese Sicherheit ja erst einmal montieren.
Das Risiko in der oberen Gerüstlage
Gerüstbau war und ist mit einem Risiko verbunden. Der schwierigste Part: Von einer fertigen Lage aus in die darüber zu kommen und diese zu sichern. In der Vergangenheit seilten sich Gerüstbauer in dieser Phase an, bis der Seitenschutz stand. Seit 2019 ist jedoch eine neue technische Regel für Betriebssicherheit in Kraft, die sogenannte TRBS 2121-1. Um Unfällen in dieser Phase des Gerüstaufbaus vorzubeugen, muss nun der Seitenschutz über die gesamte Länge von unten montiert werden. Die Hersteller haben dafür inzwischen Systeme entwickelt, die jeweils zu ihren Gerüsten passen – sogenannte Montagesicherungsgitter oder vorlaufende Geländer. Allen gemeinsam ist, dass diese nur so lange an ihrem Platz bleiben, bis der gewöhnliche Seitenschutz montiert ist. Dann werden sie für die nächste Lage verwendet oder, wenn das Gerüst fertig ist, beim nächsten Projekt. Gurt und Seil, in der Fachsprache „persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz“ (PSAgA) sollen nur noch dann eingesetzt werden, wenn die Verhältnisse vor Ort kein Schutzgitter von unten vorab zulassen.
Mehr Sicherheit, aber auch mehr Aufwand
Die neue Vorschrift wurde eingeführt, um den Unfällen auf dem Bau entgegenzuwirken, wie sie leider immer wieder vorkommen. Die Gerüstbauunternehmen begrüßten damals grundsätzlich den Fokus auf mehr Sicherheit. Klar ist allerdings, dass die Vorgabe auch mehr Aufwand bedeutet: Die Montagesicherungsgitter sind zusätzliches Material, das zur Baustelle hin und wieder abtransportiert werden muss, und es sind zusätzliche Arbeitsschritte. Dies wirkt sich auch auf den Preis für den Kunden aus.
Sicherheit ist für Gerüstbauunternehmen das Wichtigste: Niemand möchte seine Mitarbeiter oder Kollegen abstürzen sehen. Die heutigen Gerüstsysteme ermöglichen einen hohen Grad an Sicherheit. Doch Technik ist nicht alles: Eine gute Ausbildung und ein Bewusstsein für das Risiko sind gerade für Gerüstbauer lebenswichtig. Die Betriebskultur entscheidet darüber, wie erfolgreich der vorbeugende Unfallschutz umgesetzt wird.
Sie wollen mehr über Sicherheit beim Gerüstbau wissen? Wir informieren Sie gern über unsere Maßnahmen!